ARCH+ features 18: Urban Catalyst, Daniela Brahm und Wolfgang Kil
ARCH+ features 18 stellte das Kollektiv Urban Catalyst und dessen langjähriges Forschungsprojekt zum Phänomen der temporären Nutzung vor. Urban Catalyst widmen sich, so Kees Christiaanse im Vorwort der gerade bei DOM publishers erschienenen Veröffentlichung, „den offenen Räumen der Stadt, all jenen Gebieten, deren Zukunft für bestimmte oder unbestimmte Zeit unklar ist.“ Urban Catalyst sind: Philipp Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Klaus Overmeyer, Professor für Landschaftsarchitektur an der Bergischen Universität Wuppertal, und Philipp Misselwitz, Professor für Internationalen Urbanismus an der Universität Stuttgart. Sie diskutierten mit der Künstlerin Daniela Brahm, Mitbegründerin von ExRotaprint, und dem Architekturkritiker Wolfgang Kil.

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„Ausgangspunkt unserer Untersuchung war die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen städtischen Entwicklung und der vorausgesagten fiktiven Entwicklung“, so Philipp Oswalt. Dieses Spannungsfeld war Gegenstand der europaweiten Betrachtung: Wie entsteht temporäre Zwischennutzung und welche Formen nimmt sie an?
Die temporäre Nutzung urbaner Zwischenräume folgt nicht den Regeln der kapitalorientierten Stadtentwicklung. Sie entsteht durch Gebrauch und formiert sich in urbanen Zwischenräumen, die aufgrund der Konzentration des Städtebaus auf bestimmte Bereiche entstehen.

Im Bild: Philipp Misselwitz
Das Phänomen der Zwischennutzung erscheint im Stadium zwischen dem Nicht-Mehr und dem Noch-Nicht: „Die Zwischennutzer eignen sich den freien Raum an. Sie sehen ihn als ein Eldorado für ihren Zweck“ so Klaus Overmeyer. Was aber geschieht, wenn neue Investoren ins Spiel kommen? Wie kann temporäre Nutzung verstetigt werden; wie der Raum beibehalten, den die Zwischennutzer für sich erobert haben?
Es gibt verschiedene Strategien, wie temporäre Nutzer ihre Räume zum Teil einer langfristigen Stadtentwicklung werden lassen. Ein Beispiel erläuterte Daniela Brahm von ExRotaprint. Deren Akteure gründeten eine gemeinnützige GmbH, die das ehemalige Rotaprint-Gelände übernahm und nun mittels Erbbaurecht Besitzerin der Gebäude ist.

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Die temporäre Nutzung städtischer Räume thematisiert den intensiv diskutierten Paradigmenwechsel in der Architektur. Dessen Ziel ist eine städtische Entwicklung, die von den Bedürfnissen der künftigen Nutzer ausgeht. Den diskutierten Wechsel fasste ARCH+-Redakteur Anh-Linh Ngo mit einem Zitat von Giancarlo de Carlo zusammen: „Architecture has become too important to be left to architects“.

Bild: Im Saal war kein Platz mehr: Das Thema zog viele Zuhörer an, auch internationaler Herkunft.

Alle Fotos: David von Becker
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